Eine erzgebirgische Familiengeschichte

Die Familie Bilz ist bereits seit über 400 Jahren im Erzgebirge ansässig und nahm eine für diesen Landstrich typische Entwicklung:


Der älteste nachweisbare Vorfahre, Christoph Pülz (1547- 1617) ist etwa um das Jahr 1565 nach Pobershau gezogen, wobei anzunehmen ist, dass er vorher in der Gegend um Zöblitz gelebte hatte. Über Christophs Beruf ist nichts bekannt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er in den Bergbauort kam, um in den Gruben sein Auskommen zu finden.

Als Bergmann arbeitete auch Christoph‘s Urenkel, Christian (1644-1693), der neben seinem Beruf noch die Funktion des Erbrichters ausübte. Bergmann, Erbrichter und Obersteuereinnehmer war dann Christians ältester Sohn Gottfried, aus dessen Linie noch einige bedeutende Pobershauer Persönlichkeiten hervorgingen.

Der jüngere Sohn Johann Friedrich (1689 - 1768), ein gelernter Schuster, verließ Pobershau. Auf seiner Wanderschaft wurde er in Oberneuschönberg sesshaft.

Johann Friedrichs Söhne wurden ebenfalls Schuster. Der Älteste übernahm die Werkstatt des Vaters, der Jüngere, Johann Gottlob, fand bei dem Oberseiffenbacher Schuster Gabriel Zeidler Arbeit und in der Tochter seines Meisters die Frau fürs Leben.
Zwei Generationen später wird der königliche Waldarbeiter Gottlieb Friedrich Bilz

(1800— 1862) in den Kirchenbüchern als erster in der Familie auch „Drechsler“ genannt. Sein Urenkel, Richard Hermann Bilz (1902 - 1944) machte sich 1923 als Spielwarenhersteller selbstständig.

Der Familienname „Bilz“ unterlag über die Jahrhunderte übrigens einer ständigen Veränderung. Sprechen die ersten Quellen noch von „Pelz“, „Pelzen“ und „Pülz", wurde später daraus „Pilz“. Erst in Oberseiffenbach wandelte sich „Pilz“ in „Bilz“, was wohl mit der Unsicherheit der Erzgebirger in der Schreibweise „harter“ und „weicher“ Vokale zu erklären ist.

Den Namen „Pilz“ führen Sprachforscher auf den Pelzhändler, Kürschner oder auch Pilzverkäufer zurück. Während der Familienname „Bilz“ im wesentlichen auf das Erzgebirge beschränkt ist und „Pilz“ in Deutschland relativ gering vertreten ist, fällt auf, dass er in Osterreich besonders häufig auftritt.

Liegen dort die Wurzeln der erzgebirgischen Spielzeugmacherfamilie?



Die eigene Werkstatt

1934 hatte Richard in der Oberheidelberger Straße ein Wohnhaus mit Werkstatt gebaut, dass nun der 6-köpfigen Familie genügend Platz bot und auch eine Erweiterung der Spielwarenproduktion erlaubte. Bereits ein Jahr später war aus dem „Tierfamilien - Bilz“ ein Produzent verschiedener Oster-‚ Weihnachts- und Tischdekorationsartikel geworden.


Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Richard und auch sein ältester Sohn Helmut zum Kriegsdienst eingezogen und seine Frau Fanny führte das Familien- unternehmen allein weiter. Richard fiel am 14.8.1944 in Italien.

Helmut kehrte 1949 aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft zurück. 1962 über- gab ihm seine Mutter das Geschäft. Helmut setzte die Produktion der Tierfamllien fort und ergänzte das Sortiment durch zahlreiche Neuentwicklungen, wie die Wackelfiguren und Miniaturnussknacker. Er beschäftigte, zusammen mit den Heimarbeitern, etwa 10 Arbeiter, von denen einige immer Familienmitglieder waren.

Auch Helmuts ältester Sohn Karl-Heinz arbeitete seitdem Ende seiner Lehrzelt im Familienbetrieb mit. 1990 übernahm er dann das Geschäft vom Vater.